Mama, du hast etwas Großes vollbracht. Du bist Zeugin eines Wunders geworden. Du hast eine kleine Seele abgeholt und auf diese Welt gebracht. Dein Körper muss sich jetzt von dieser Reise erholen. Gib ihm Zeit.
Das Wochenbett wird in unserer Gesellschaft leider immer noch zu wenig respektiert. Und schlimmer noch: leider respektieren Frauen im Wochenbett sich selbst – aus Unwissenheit – oft zu wenig. Frauen, die kurz nach der Geburt schon Besucherströme empfangen, Kaffee und Kuchen servieren, sich um den Haushalt kümmern, Einkäufe erledigen… Sie hören nicht auf die eigenen Bedürfnisse, stehen viel zu früh wieder zu lang auf den Beinen, wollen sich selbst und der Welt beweisen, dass sie belastbar sind.
Nach jeder Operation, nach jeder Verletzung, ist die anschließende Rehabilitation – oft über ein ganzes Jahr lang – eine Selbstverständlichkeit. Warum nicht auch nach einer Geburt?
Beginnt eine Frau nach der Geburt zu früh wieder mit intensiven Belastungen, bestehen die Gefahren einer Senkung der Organe im Beckenraum, von dauerhaften Störungen beim Harn- und Stuhlgang, Inkontinenz oder sexuellen Beschwerden.
Du solltest daher insbesondere im Wochenbett, aber auch im gesamten ersten Jahr nach der Geburt nicht schwer heben und wenig tragen. Achte auf deine Belastungsgrenzen. Psychisch wie auch körperlich.
Dein Körper wird sich (mindestens!) für ein ganzes Jahr lang im Prozess der Rückbildung befinden. Dein Beckenboden und Bauch sind geschwächt und noch lange nicht so belastbar, wie vor der Geburt. Die Gebärmutter selbst hat sich zwar schon nach etwa 12 Tagen auf die ursprüngliche Größe zurückgebildet. Die Mutterbänder deiner Gebärmutter sind aber noch stark überdehnt und die Gebärmutter und Blase sitzen noch nicht stabil im Beckenraum.
Selbst, wenn du offiziell keine Geburtsverletzungen hattest: Nach der Geburt ist jede Frau verletzt. In deiner Gebärmutter, dort wo gerade noch die Plazenta war, ist jetzt eine tellergroße Wunde. Dein Beckenboden, dein Geburtskanal werden bei der Geburt verletzt, mindestens im Sinne einer heftigen Überdehnung und Schwächung. Viele Frauen erleiden bei der Geburt auch noch Risse am Damm oder Scheide oder andere Geburtsverletzungen. Viele leiden an (unentdeckten) postpartalen Depressionen. Über körperliche und seelische Geburtsverletzungen wird wenig gesprochen, sie werden tabuisiert und bagatellisiert.
Deine Gesundheit, deine Regeneration haben zusammen mit dem kleinen Wunder, das nun an deiner Seite ist, oberste Priorität. Begegne deinem Körper mit sehr viel Liebe, stell keine Anforderungen an ihn. Gib deinem Körper Zeit, bevor du wieder mit Sport beginnst. Physiotherapeutische, fachgerechte Rückbildungsgymnastik ist jetzt sehr wichtig, damit dein Beckenboden und Rumpf wieder stabil werden.
Es kann sein, dass du nach der Geburt ungewollten Harn- oder Stuhlverlust hast, oder Darmwinde nicht mehr halten kannst. Vielleicht verlierst du Tröpfchen beim Lachen, Niesen, Husten, oder bei körperlichen Belastungen. Belastungserscheinungen sind in der Wochenbettzeit normal – aber sie müssen ernst genommen werden. Deine Beckenbodenmuskulatur musste Platz machen für dein Kind und ist jetzt geschwächt. Sie wird (mindestens!) Monate benötigen, um sich davon zu erholen. Gute Rückbildungsgymnastik und ärztliche Unterstützung sind dann viel wert.
In der physiotherapeutischen Rückbildungsgymnastik lernst du Übungen, die ungewollten Harnverlust stoppen. Außerdem erfährst du, wie du deinen Beckenboden und deine Bauchmuskulatur im Alltag nicht überbelastest.
Das Reaktivieren und in weiterer Folge das Trainieren des Beckenbodens sind nach der Geburt absolut notwendig, um Stabilität und Kontinenz wiederzuerlangen. Doch selbst, wenn sich der Beckenboden schon wieder stabil anfühlt, brauchen die Organe im Becken noch einige Zeit, um wieder bereit für größere (sportliche) Belastungen zu sein. Dynamische Sportarten, insbesondere mit Sprung- und Laufbelastungen, wie Lauftraining, Turnen, Reiten, Trampolinspringen, Kontaktsportarten und das Trainieren mit Gewichten müssen mit fachgerechter Rückbildungsgymnastik vorbereitet werden! Deine Physiotherapeutin wird dich auf deinem Weg zurück in deinen Sport begleiten.
Mama, denk an deine Rückbildungsgymnastik. Wende dich vertrauensvoll an eine spezialisierte Physiotherapeutin. Sorge dich um deinen Körper. Und gib dir Zeit.
Mindestens ein halbes Jahr dauert es, bis die Mutterbänder der Gebärmutter wieder gefestigt sind. Und auch das Bindegewebe und Faszien brauchen Zeit, um wieder straffer zu werden. Der Hormonhaushalt während der Stillzeit macht das weibliche Gewebe ebenfalls weicher. Fachgerechte Rückbildungsgymnastik wird dich in deiner Transformation zu einer starken Löwenmama unterstützen und begleiten.
Und doch will ich frischgebackenen Mamas vor allem Eines mitgeben: Mach dir keinen Stress, Mama. Lass dir von niemandem vorschreiben, was du zu tun und leisten hast. Dein Körper und dein Geist haben während der Schwangerschaft und während der Geburt ein Wunder vollbracht. Gib dir Zeit.
Ach ja: Als Vorbereitung auf und Unterstützung im Wochenbett empfehle ich meinen Online Rückbildungskurs. Er gibt dir das nötige Know-how und die richtigen Übungen, um gestärkt durch diese besondere Zeit im Leben zu gehen. ❤