Raus aus den Rückenschmerzen, rein ins Leben.

‚Wer von euch hatte schon mal Rückenschmerzen?‘

Etwa 40 Prozent aller ÖsterreicherInnen heben bei dieser Frage die Hand. Ganz schön viele! Rückenschmerzen sind heutzutage nämlich ein globales Phänomen: Bewegungsmangel, aber auch Stress und ungünstige Arbeitsbedingungen spielen dabei eine wichtige Rolle.

Aber was ist das leidige ‚Kreuzweh‘ eigentlich genau?

In über 80% der Fälle handelt es sich um sogenannte unspezifische Rückenschmerzen – also um Überlastungserscheinungen von Muskeln, Bändern, Sehnen, Kapseln, Faszien. Meistens verbessern sie sich spontan innerhalb von 6 Wochen.

Unspezifische Rückenschmerzen sind keine Krankheit, sondern eher ein Zustand, der normalerweise wieder vorüber geht. Ähnlich, wie ein Schnupfen. Nur eben im Rücken. Und ganz im Gegensatz zur früher verschriebenen Bettruhe wird Betroffenen heute eher empfohlen, so aktiv wie möglich zu bleiben.

Liegt jedoch der Verdacht auf spezifischen Rückenschmerz durch krankhafte Veränderungen an der Wirbelsäule vor, muss dieser fachgerecht erkannt und behandelt werden. Mit einer ärztlichen Begutachtung können ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen werden.

Bei diesen körperlichen Warnsignalen sollte ein Arzt aufgesucht werden:

  • Anhaltende Schmerzen, nach einem Sturz
  • Starke Dauerschmerzen, auch in der Nacht
  • Schmerzen, die mit Fieber einhergehen oder starkem Krankheitsgefühl
  • Taubheitsgefühle/Lähmungserscheinungen/Missgefühl in den Beinen und/oder im Genitalbereich
  • Probleme beim Wasserlassen

Wenn die Schmerzen nicht mehr aufhören

Manchmal entwickelt sich ursprünglich harmloses ‚Kreuzweh‘ zu einer langjährigen oder wiederkehrenden Problematik – dann spricht man von chronischen Schmerzen (Schmerzen über 12 Wochen und länger). Dieses Video erklärt die Schmerzentwicklung von chronischen Schmerzen sehr anschaulich:

Bei einer Chronifizierung der Beschwerden kann die Schmerzursache im Rücken schon lange abgeheilt sein. Es handelt sich dann um Anpassungen im Nervensystem: Das einprogrammierte Signal ‚Schmerz‘ wird weiterhin vom Gehirn ausgesendet. Das Nervensystem reagiert dann empfindlicher, als es eigentlich müsste.

Aber die gute Nachricht lautet: Das Schmerzsignal, das dann zu übereifrig vom Gehirn ausgesendet wird, kann dem Schmerzgedächtnis wieder verlernt werden.

Gibt es einen Schlachtplan gegen Rückenschmerzen?

Leider nicht. Weil nicht jeder Körper gleichermaßen funktioniert, muss Jeder seine persönliche Strategie finden – aber zum Glück gibt’s Ärzte und Therapeuten, die Ihnen bei der Erstellung Ihres individuellen Schlachtplans helfen können. Außerdem haben sich folgende Tipps bewährt:

Mit Entspannungstraining die Alarmglocken ausschalten

Gerade bei chronischen Schmerzen wird in der Behandlung heutzutage immer mehr Gewichtung auf Stressmanagement und das mentale Gleichgewicht gesetzt. Studien zufolge können Techniken aus Entspannungsmethoden, Achtsamkeitstrainings, Meditation und Akupunktur den Schmerz nachweislich lindern. Das Nervensystem wird dabei beruhigt und das Gehirn schickt seltener das Alarmsignal ‚Schmerz‘ aus. Stressreduktion kann die entscheidende Erleichterung bei chronischen Rückenschmerzen bringen. Fachgerechte Hilfe bieten hierfür auch Psychotherapeuten.

Stabilisation und Kraft wiedererlangen

Wie viele Bewegungen unseres Tages sind nur noch Routine? Jeden Tag stehen wir zur selben Seite aus dem Bett auf, wir sitzen über Stunden hinweg, verändern selten unsere Position, sinken immer tiefer hinein in eine eingekrümelte Haltung. Im Alltag variieren wir unsere Bewegungen nur noch wenig. Selbst im Fitnesscenter machen Viele immer dasselbe Programm.

Kinder hingegen nützen noch das ganze Bewegungspotential ihres Körpers aus. Sie laufen, springen, krabbeln, hocken, robben, tanzen…

Kinder nützen ihr Bewegungspotenzial
Kinder spüren, was der Körper braucht! (Photo by Robert Collins on Unsplash.)

Die Bewegungsarmut unserer Gesellschaft führt zu verkümmerten Rumpfmuskeln, schlechter Rumpfstabilisation und dies wiederum begünstigt Rückenschmerzen. Was brauchen unsere Oberkörper also? Den knackigen Sixpack? Der ist zwar schön anzusehen, hilft bei der Stabilisation aber nur wenig. Was uns bei Rückenschmerzen zu allererst interessiert, sind Muskeln, die sich noch etwas tiefer verstecken: Musculi obliquus externus und internus, sowie Musculus transversus abdominis nennen sich die besagten Herrschaften. Sie sind wie Superstars für deinen Rücken!

Wie, du hast deinen Rücken noch nicht mit deinen Obliquen und dem Transversus bekannt gemacht? Dann wird’s aber Zeit!

Lege deine Hände auf den Bauch. Fühle, wie er sich mit der Atmung leicht mitbewegt. Und jetzt atme auf ein leises ‚Schhhhh‘ aus. Spürst du, wie sich dein Bauch jetzt deutlicher nach innen zieht und dabei fester wird, als vorher? Gratulation, du hast soeben deine Rumpfstabilisatoren kennen gelernt! Welch ein geschichtsträchtiger Moment für deinen Rumpf!

Eine bessere Stabilisationsfähigkeit der Rumpfmuskulatur reduziert unspezifische Rückenschmerzen. Es empfiehlt sich, dazu den behandelnden Physiotherapeuten zu befragen. In der Therapie werden Übungen erarbeitet, die perfekt auf deinen Bedarf (und Mängel) abgestimmt sind. Sie sind eine Hilfe zur Selbsthilfe und reduzieren das Rezidivrisiko der Rückenschmerzen.

Freude an Bewegung finden

In der Physiotherapie lernst du auch, wie du deine Rumpfmuskulatur richtig einsetzt und worauf du bei Alltags- oder Sportbelastungen achten musst. Danach solltest du dich weiter hinaus wagen – in das vielseitige Sportangebot unserer Stadt. Was hast du früher gern gemacht? Ob Tanzen, Yoga, Pilates, Schwimmen, Bewegung in der Natur… finde das, was dir Spaß macht und dein Rücken wird es dir danken!

Probiere doch auch mal ein fernöstliches Bewegungskonzept aus – zum Beispiel Yoga, Tai Chi oder Chi Gong. Diese Sportarten beschäftigen sich nämlich auch mit der Atmung und dem mentalen Gleichgewicht.

Nur wenig Druck am richtigen Punkt…

… kann manchmal Wunder wirken. Plötzlich lässt sich die Halswirbelsäule weiter drehen, plötzlich schmerzt das Bücken nicht mehr. Selbst langjährige Probleme können mit manuellen Techniken Linderung finden. Massage oder Triggerpunkttherapien helfen zusätzlich, Spannungen aus umgebender Muskulatur und Faszien zu reduzieren. Begib dich dafür in die Hände des Physiotherapeuten deiner Wahl.

Gönnung für den Rücken: Ein warmes Bad, eine kühle Creme…

Länger bestehende Beschwerden lassen sich oft durch Wärmebehandlungen lindern – zum Beispiel mit einem warmen Bad, Wärmeflaschen, Kirschkernkissen, oder Wärmegürtel. Bei akuten Beschwerden bevorzugen Manche aber auch sanfte Kühlung – einfach ausprobieren!

Rückenschmerzen sind also eine individuelle Erscheinung.

Und nicht Jedem helfen dieselben Strategien, um diese zu lindern. Sprich mit deinem Physiotherapeuten und gemeinsam werdet ihr dann deinen persönlichen Behandlungsplan entwickeln.

Suche Hilfe, um dir selbst zu helfen!

 

Buchempfehlung:

Schmerzen verstehen von David Butler.

Studien zum Thema:

Infobroschüre der Wiener Gebietskrankenkassa:

Rückenschmerzen: Hilfe zur Selbsthilfe.

Ein Gedanke zu „Raus aus den Rückenschmerzen, rein ins Leben.“

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