Kinderwunsch und Ernährung

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann zermürbend sein und für Frau und Mann einen unerwarteten, schlimmen Schicksalsschlag darstellen.

Unfruchtbarkeit betrifft 10-15% der Paare. Die Diagnose „Unfruchtbarkeit“ ist schwer zu verkraften. Frauen machen sich oft Selbstvorwürfe und setzen sich unter starken Druck zu „funktionieren“. Oft vergessen sie: In nahezu der Hälfte der Fälle liegt die Ursache beim Mann. Und gar nicht so selten lässt sich auch gar keine Ursache finden –vermeintlich gesunde, fruchtbare Paare bleiben dann erfolglos und frustriert zurück. Dann können massiver Druck und Stress entstehen, bis hin zu einer Gefährdung der mentalen Gesundheit der Betroffenen. Und letztendlich schaden diese Umstände dann auch wiederum dem Kinderwunsch – eine Abwärtsspirale entsteht, aus der betroffene Paare nur mühsam wieder herausfinden.

Medizinische Betreuung und ärztliche Abklärung sind beim unerfüllten Kinderwunsch jedenfalls erste, wichtige Schritte und sollten von beiden Partnern unternommen werden.

In der oft schweren Zeit eines unerfüllten Kinderwunsches sollte aber auch die Psychohygiene Beachtung finden. Selbsteinfühlung ist jetzt sehr wichtig, um psychischen Druck zu reduzieren. Wenn der Kinderwunsch den ganzen Tag, das ganze Leben steuert, dann tut es gut, seine unerfüllten Bedürfnisse im beratenden Rahmen zu bearbeiten. Schließlich findet der Einfluss unserer mentalen Gesundheit auf das körperliche Wohlergehen und eben auch auf die Fruchtbarkeit, noch viel zu wenig Beachtung in der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches.

Nicht zuletzt trägt auch der Lebensstil stark zur Fruchtbarkeit bei. In Kinderwunschzentren findet man ausführliche Beratung für einen gesunden Lebensstil, der die Fruchtbarkeit steigert. Die meisten Tipps sind Paaren mit Kinderwunsch aber bereits bewusst – nicht zu rauchen, kein Alkohol, gesunde Ernährung, Zuckerreduktion, Sport, Stressreduktion sind die Klassiker.

Ich habe nach ungewöhnlicheren Tipps gesucht, natürlich wissenschaftlich basiert, um Paaren mit Kinderwunsch vielleicht die ein oder andere neue Anregung für ihren Lebensstil zu geben. Es handelt sich um Forschungsergebnisse vor allem im Bereich der Ernährung, die bisher – unerklärlicherweise – noch wenig Beachtung von Medizinern finden.

 

Kinderwunsch und Ernährung

Was wir essen, beeinflusst maßgeblich den Hormonhaushalt, den Stoffwechsel und die Gesundheit im Allgemeinen. Die Betrachtung der Ernährungsgewohnheiten sollte also einer der ersten Schritte in der Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches sein. Wie aber sieht eine gesunde Ernährung, die sich positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt, aus? Tja, hier scheiden sich die Geister. Vielerorts wird immer noch die bald 30 Jahre alte Ernährungspyramide gepredigt. Den Empfehlungen von Ernährungsgesellschaften wird eine Beeinflussung durch die Lebensmittelindustrie vorgeworfen – eine mögliche Erklärung der schleppenden Umsetzung von neueren Studienergebnissen. Die gängigen Ernährungspyramiden sind leider immer noch viel zu stark auf Milchprodukte und Fleisch gewichtet. Trotz stetem Anstieg ernährungsbedingter Zivilisationskrankheiten, werden hier keine Änderungen vorgenommen. Und nicht zuletzt werden bei solchen Empfehlungen alle Menschen in einen Topf geworfen und individuelle Unterschiede in Veranlagung, Stoffwechsel usw. völlig außen vor gelassen.

Immer öfter kommen Studien aber zu dem Ergebnis, dass sich eine Reduktion von Fleisch und Milch in der Ernährung positiv auf die Gesundheit auswirkt. Auch im Hinblick auf die weibliche und männliche Fruchtbarkeit gibt es interessante Zusammenhänge.

 

Milch und Unfruchtbarkeit

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Dass sich die Muttermilch eines anderen Säugetiers auf den menschlichen Hormonhaushalt auswirkt, leuchtet ein: In Milch und Milchprodukten stecken etwa 60-80% der Steroide, die wir über die Nahrung aufnehmen. Milch ist außerdem vollgepackt mit Östrogenen und Progesteron. Diese Hormone bleiben auch nach der Pasteurisierung und Aufbereitung in der Milch – je höher der Fettgehalt der Milch, desto höher ist auch der Gehalt an Hormonen. Es ist also egal, ob es sich um Bio-Milch, Rohmilch, pasteurisierte Milch usw. handelt – es sind überall massenhaft Hormone enthalten. Und diese Hormone können sich in den weiblichen Hormonhaushalt einmischen.

Studien zeigen, dass Milch und Milchprodukte in Zusammenhang mit Anovulation stehen: Frauen, die gerne Milchprodukte essen, haben weniger Eisprünge. Man fand außerdem heraus, dass Eizellen bei Frauen, die oft Milch tranken bzw. Milchprodukte aßen, deutlich früher abgebaut wurden. Milch lässt Eizellen also früher altern.

Die Schädigung der Fruchtbarkeit durch (Kuh-) Milch wird einerseits mit Hormonen, Steroiden und Wachstumsfaktoren in Zusammenhang gebracht. Andererseits können auch die in der Milch enthaltenen Pestizide und Chemikalien eine Rolle spielen. Denn letztendlich ist Kuhmilch ein hochverarbeitetes und behandeltes Produkt. Ein Umstieg auf pflanzliche Milch und Milchprodukte wäre also einen Versuch wert.

 

Gesättigte Fettsäuren und Schwermetalle in Fleisch und Fisch

close up photo of sashimi
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Nicht nur Frauen, sondern auch Männer sollten gesättigte Fettsäuren in ihrer Ernährung reduzieren: Schon eine 5%-ige Erhöhung des Anteils von gesättigten Fetten in der Ernährung hat eine Reduktion der Spermien um 38% zur Folge. Eine Rolle spielen hier insbesondere Umweltgifte, die vor allem in tierischem Fett gespeichert werden. Besonders belastet sind die Fette von Meeresfischen.

Eine weitere Studie fand, dass künstliche Befruchtung seltener erfolgreich war, je mehr Fleisch die Frauen aßen. Xenoöstrogene und Steroide, die beide im Fett von Fleisch und Milch enthalten sind, werden außerdem für eine reduzierte Spermienqualität verantwortlich gemacht. Eine Ernährung, die vermehrt pflanzenbasiert gestaltet wird, verbessert die Samenqualität hingegen nachweislich.

Schwermetalle in der Ernährung spielen auch eine Rolle beim unerfüllten Kinderwunsch: Blei und Cadmium lagern sich in tierischem Fett ein und werden mit Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Diese Metalle findet man vor allem in Meeresfischen – besonders Thunfisch – Muscheln und Shrimps.

 

 

Lese- und Rezepttipps:

Feminine Food – Rezepte für den weiblichen Zyklus

Das How not to die Kochbuch von M. Greger